Eine kuriose Umbenennung
Arcevia heißt Arcevia erst seit 1817. Vorher war die Stadt unter ihrem ursprünglichen Namen »Rocca Contrada« bekannt, wovon man sich auch im Vatikan in der großen Galerie der Landkarten überzeugen kann.
»Rocca« ist das italienische Wort für Festung oder Burg. Die strategisch günstig gelegene »Rocca« war ursprünglich eine fränkische Gründung des 9. Jahrhunderts. Eine Urkunde aus dem Jahr 1147 bezeichnet den Ort noch als »Rocka de Contrado«. »Contrado« könnte eine Form von »Konrad« (Corrado) sein oder von »Conte Rado« (Graf Rado), der alte Ortsname also »Konradsburg« oder »Festung des Grafen Rado« bedeuten.
Wie wurde daraus Arcevia? Schuld haben ambitionierte Lokalgelehrte des 18. Jahrhunderts mit einem Lateinfimmel. Sie übersetzten das italienische Allerweltswort »rocca« mit dem offenbar als feiner empfundenen lateinischen »arx« für Burg oder Festung. »Contrada« bedeutet in der Toskana und andernorts in Italien meist Ortsteil oder Stadtviertel, aber eben auch Straße (»via«). Aus »arx/arcis = Arce« und »via« bastelte man sich daraus den neuen Namen »Arcevia«. Zur Unterstützung des fiktiven Namens fälschte man noch ein paar Urkunden, erhielt den päpstlichen Segen für die Umtaufe – und kam damit durch, bis heute.
Markus Springer