Ein Tunnel aus der Antike
Eine weitere spektakuläre Schlucht gegraben hat über die Jahrtausende der Candigliano: die Gola del Furlo zwischen Fossombrone und Acqualagna. Durch sie verlief einst die Römerstraße Via Flaminia.
Der römische Kaiser Vespasian (9-79) ließ kurz vor seinem Tod an der engsten Stelle der Schlucht einen Tunnel schlagen. Den nannten die Leute nicht nur »petra pertusa« (durchbohrter Fels), was ja einleuchtend ist, sondern auch »forulum« (kleines Forum oder »Plätzchen«) und dieser Name hat sich als »Furlo« erhalten.
Vespasian war aber nicht der erste Baumeister hier: Schon die Etrusker hatten hier zuvor mit einem Durchbruch durch den Fels versucht, die Reise vom Binnenland an die Adria bequemer zu machen. Der römische Tunnel ist allerdings stolze 38,30 Meter lang und knapp sechs Meter hoch – alles per Hand mit dem Meißel in den Kalkstein geschlagen.
Über dem nordöstlichen Eingang ist noch eine Inschrift noch sichtbar: IMP(erator) CAESAR AUG(ustus) – VESPASIANUS PONT(ifex) MAX(imus) – TRIB(unicia) POT(estate) VII IMP(erator) XVII P(ater) P(atriae) CO(n)S(ul) VIII – CENSOR FACIUND(um) CURAVIT. Die letzte Angabe zu Vespasians Konsulnamt erlaubt die Datierung auf die Jahre 76 und 77 n. Chr.
Auch geologisch ist das Naturschutzgebiet von großem Interesse, weil man hier einen Blick »durch die Erdzeitalter« werfen kann und viele Fossilien gefunden werden.
Markus Springer